Das Smartphone macht unsere Kinder dumm und dick!

Ist diese These begründet oder doch nur Panikmache? Wie machen wir unsere Kinder fit für eine digitale Zukunft?

Unsere Welt ist digital, Handys, Tablets, überhaupt das Internet sind Teile unseres Alltags geworden, das lässt sich nicht leugnen und bis zu einem bestimmten Grad ist das auch gut so! Unsere Kinder müssen sich künftig zurechtfinden im Cyberzirkus, allerdings sind sie da ohnehin begabt und erfassen rasch die Zusammenhänge. Wichtig ist, ihnen einen verantwortungsvollen und kritischen Umgang mit diesen Medien beizubringen und da sind wir Eltern wirklich gefordert!!

Eltern haben auch hier Vorbildfunktion

Nicht zu unterschätzen ist da die Vorbildwirkung: wer als Erwachsener ständig mit dem Smartphone hantiert, sollte sich nicht wundern, wenn die Kinder dieses Verhalten übernehmen. Freilich, wie sollen Kinder verstehen, wenn wir zu Hause am Computer arbeiten, dass das Ganze eben kein Spiel ist? Aber reflektieren wir doch unseren eigenen Umgang mit den Medien, bewegen wir uns nicht auch manchmal zu oft im Netz? Ist es eine gute Idee, sein Baby zu füttern und nebenher auf dem Smartphone zu agieren? 

Zugegeben: wenn man nach einem anstrengenden Arbeitstag einfach ganz in Ruhe Abendbrot vorbereiten möchte, ist es schon manchmal eine Erleichterung, wenn die quengeligen Kleinen mal für eine Viertelstunde ruhig sind und wieder „runterkommen“.  Fernsehen und Smartphones bewähren sich da manchmal als ausgezeichnete Babysitter! Aber eben nur manchmal! Wenn es stimmt, dass angeblich drei Viertel aller 2-4-Jährigen täglich 30 Minuten am Handy beschäftigt sind, ist das mehr als bedenklich! 

Auch wir haben Kinder, die Smartphone und Tablet rasend interessant finden und es ist ihnen auch nicht verboten, es zu nutzen, jedoch kontrolliert und natürlich haben sie in ihrem Alter noch kein eigenes Gerät zur Verfügung. Viel interessanter für sie ist ja ohnehin, sich im nahegelegenen Wald eine Höhle zu bauen, auf dem Trampolin zu springen, mit dem Papa zu bolzen, im Garten verstecken zu spielen, und, und, und….und doch gibt es dann Situationen, wo der eine oder andere Schulfreund zu Besuch ist und das alles langweilig findet und Computerspiele einfordert, nun dann heißt es eben: im Hause Steiner spielen wir mit unseren Freunden und gucken nicht gemeinsam in die Kiste.

Süchtig mit 9 Jahren und was genau ist "Nomophobia"?

Pädagogen und Psychologen beschäftigen sich seit einiger Zeit mit der Materie. Kurosch Yazdi ist Chef der Ambulanz für Spielsucht des Linzer Uni-Klinikums, und er sagt dazu: „Eines lässt sich auch ohne Studien feststellen: Die Zahl der Internet- und Smartphonesüchtigen Jugendlichen geht in den vergangenen Jahren nach oben – und zwar dramatisch.“ Rund die Hälfte aller 1200 Patientenanfragen im Jahr betreffen eine Internet- und Smartphonesucht und der Altersschnitt hat sich halbiert, bereits 9-Jährige sind betroffen!

Gerade junge Menschen, die mit dem Smartphone von Kindestagen an aufwachsen, haben eine extreme Bindung dazu. Für sie ist es ihr Zugang zu sozialen Kontakten und wird so zum Ersatz für reale Freundschaften und Beziehungen. Daraus resultiert auch, dass ihre Abhängigkeit davon viel größer ist. Diese Angst wurde von der Wissenschaft auch schon definiert: Nomophobia. Sprich: No-Mobile-Phone-Phobia. Einige Studien behaupten, dass jeder Vierte von fünf (!) von dieser Angst geplagt ist, kein Mobiltelefon um sich zu haben.

„Für alle Süchte gilt: Je größer die Verfügbarkeit, desto höher die Zahl der Süchtigen. Insofern bergen Smartphones ein in unserer Gesellschaft nie da gewesenes Risiko. Das Smartphone ist ja immer mit dabei, es gibt eine Explosion der Verfügbarkeit“, sagt Yazdi.
Das bestätigt auch Roland Mader, Primar in Europas größter Suchtklinik, dem Anton-Proksch-Institut in Wien. Das Smartphone, so meint er, bedient eben viele unterschiedliche Süchte wie etwa die Spielsucht, Kaufsucht oder die Sucht nach Liebe und Anerkennung durch möglichst viele "Likes" .
Forscher der Eötvös Lorand Universtität in Ungarn teilten für ein Experiment 87 Studenten in zwei Gruppen ein, eine mit, die andere ohne Smartphone. Die Probanden mussten in einem Raum einzeln am einem Laptop Denkaufgaben lösen. Dazu wurden sie mit einem Pulsmesser ausgestattet. Die Studenten ohne Smartphone zeigten eine höhere Herzfrequenz, sie kratzten sich und rutschen unruhig auf dem Sessel herum. In der kurzen Pause schlichen sie um den Schrank herum, in dem ihr Smartphone eingeschlossen war. 

Eine Studie von Mannheimer Forschern aus dem Jahr 2015, für die 500 Kinder zwischen 8 und 14 Jahren sowie deren Eltern befragt wurden, ergab: Kinder verwenden das Smartphone vor allem als Kommunikationsmittel mit Freunden sowie als Unterhaltungsmedium. Fast ein Viertel (24 Prozent) der jungen Smartphone-Nutzer empfindet die ständige Kommunikation über das Mobiltelefon jedoch als Stress. Knapp die Hälfte (48,1 Prozent) der Befragten gab an, dass das Handy sie von anderen Verpflichtungen, etwa Hausaufgaben, ablenkt. 42,7 Prozent der Kinder teilen nach eigener Aussage persönliche Informationen und Daten über das Handy mit und immerhin etwa acht Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen können laut der Studie als suchtgefährdet eingestuft werden, Tendenz steigend. Übrigens: wenn ihr dahingehend Bedenken habt eure Kinder betreffend – es gibt im Internet (wo sonst?) einige Seiten, die Selbsttests anbieten, deren Auswertung euch zeigt, ob der online-Konsum eurer Kinder sich noch in einem vernünftigen Rahmen bewegt oder doch schon Grund zur Besorgnis bildet. Es lohnt sich durchaus, sich auch mal selbst zu testen.... 

Darüber streiten die Fachleute: wie sinnvoll ist ein Handyverbot?

Wir erwarten uns eigentlich nicht viel von einem strikten Handyverbot für Kinder, ist nicht alles Verbotene doppelt reizvoll? Allerdings gibt es durchaus Ansätze, z.B. in Schulen, die Nutzung der Geräte zu reglementieren: das Smartphone darf nur im Spind aufbewahrt werden, am Gang wird es nicht benutzt, sondern nur im Klassenzimmer und da nur in der Pause.
Alle diese Diskussionen sind ja nun nicht wirklich neu. Vor Jahrzehnten hat man den Fernsehapparat verdammt und im 18. Jahrhundert  wurden sogar dem Lesen von Büchern körperlich schädigende Eigenschaften attestiert.
Wir sind der Meinung: wie bei allem, macht auch hier die Dosis das Gift. Am Tisch sollte das Handy Tabu sein, ebenso vor dem Einschlafen, wenn möglich sollte sich während der Nacht gar kein elektronisches Gerät im Kinderzimmer befinden, da es nachweislich den Schlaf beeinträchtigt. Wir sind da ziemlich strikt, die Zeiten wo TV geguckt wird oder mal ein Video auf dem Laptop sind eingeschränkt auf maximal eine halbe Stunde und das nicht alle Tage, zumal unsere Buben ja noch relativ jung sind. Selbstverständlich wird das Ganze auch vom Alter abhängen. 

Sind Kinder übergewichtig, weil sie zuviel „surfen“? 

Jedenfalls belegt die Blikk-Medienstudie aus dem Jahr 2017, dass die tägliche Nutzung von Smartphone und Tablet bei Kindern zu Hyperaktivität, Fettleibigkeit sowie Störungen von Konzentration und Sprachentwicklung führt. 
Bei über 13-Jährigen stellte die Untersuchung zudem einen erhöhten Genuss von Süßgetränken und Süßigkeiten sowie eine Zunahme des Body-Mass-Index fest.
Kinder stecken ja – ähnlich wie beim Fernsehen – sich öfter Dickmacher, wie etwa Chips oder Kekse in den Mund, vielleicht ist es aber auch so, dass eben dicke Kinder sich lieber hinter ihrem Smartphone „verstecken“ – ein Teufelskreis!
Was machen Kinder, wenn sie nicht am Handy hantieren oder im Fernsehen Serien gucken? Fest steht: sie pflegen wieder mehr persönliche Kontakte und bewegen sich auch öfter, sind im Sportverein, treffen sich zum Radfahren mit Freunden, verbringen den Nachmittag im Schwimmbad.

Seien wir mal ehrlich zu uns selbst: wie oft rechtfertigen wir uns: „ tja, ich würde ja soo gern mehr Bewegung machen, hab aber einfach keine Zeit…“ und wenn wir die Minuten, die wir täglich in unserer Freizeit vor Computer, Tablet oder am Smartphone verbringen, addieren, werden rasch Stunden daraus. Stunden, die wir im Garten, beim Schwimmen, Radfahren oder Spazierengehen verbringen könnten, aber: „keine Zeit“!! Hier schließt sich der Kreis, denn wie bereits erwähnt, sind wir die allerersten Vorbilder für unseren Nachwuchs oder wie Karl Valentin es so treffend ausdrückte:
„Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach“ 

Quellen:
Maria Rossbauer, ZEITonline.de
Christian Böhmer, KURIER.at